20. AvD-Histo-Monte

80 Autos mit Fahrern aus acht Ländern traten zur Jubiläumsveranstaltung der AvD-Histo-Monte an. Das Starterfeld umfasste Fahrzeuge aus fünf Jahrzehnten von 22 verschiedenen Automarken. Das begann beim VW Käfer, Baujahr 1953, und ging über Autos wie „Buckel-Volvo“, Porsche 911 und Audi Quattro bis hin zu relativ modernen Klassikern aus den frühen 90er Jahren wie Lancia Delta. Das modernste Fahrzeug war der Peugeot 106 Rallye, Baujahr 1995, von Friedhelm Tang/Rolf Glöckler. Die am stärksten vertretenen Automarken waren Porsche mit 15 Startern vor Audi mit neun und Mercedes-Benz mit acht.
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AvD-Histo-Monte: 17. bis 21. Februar 2016 Entscheidung auf vorletzter Prüfung

Einige außergewöhnliche Fahrzeuge waren am Start: Jens Prause/Klaus Heitwerth brachten einen CITROËN 2CV mit. Für den Fall, dass die 28 PS der Ente im Schnee nicht mehr genug Vortrieb gebracht hätten, hatten die Sauerländer extra ein Paar Ski ans Heck des CITROËN geschnallt. In den wohl exotischsten Autos traten aber die „Lada Boys“ Dominic Müller/Martin Kohnle sowie Nico Wacker/Florian Buchta an, die auf die in Sibirien bestens erprobten Lada 1500 Shiguli 2103 vertrauten. Für weitere Artenvielfalt sorgten auch die Hersteller-Teams von Škoda Auto Deutschland, Škoda CZ und Seat Deutschland, die sechs verschiedene Modelle an den Start brachten – und den prominentesten Fahrer im Feld. Matthias Kahle, siebenfacher Deutscher Rallye-Meister und sechsmaliger Dakar-Teilnehmer, pilotierte erneut das seltene Sportcoupé Škoda 130 RS.

Die rund 1.700 Kilometer lange Rallye-Route führte vom Start in Mainz durch den Pfälzer Wald, den Schwarzwald, den Jura, die Alpen mit einigen Original-Prüfungen der Rallye Monte Carlo wie beispielsweise „Col de Turini“ in den französischen Alpen bis zum Hafen von Monte Carlo. „Wir sind stolz und froh, dass die AvD-Histo-Monte dieses Jahr komplett ausverkauft ist, so viele Nennungen sind in der Geschichte der Rallye noch nie beim Veranstalter eingegangen“, erklärte Rallyeleiter Peter Göbel, der die Veranstaltung mit seiner Agentur Plusrallye 2015 erstmals durchführte. „Leider hat das große Interesse auch seine Schattenseiten. Wegen behördlicher Auflagen dürfen wir nicht mehr als 80 Autos zulassen, daran lässt sich leider nichts ändern. Wir versprechen jenen Teams, denen wir dieses Mal absagen müssen, aber eine bevorzugte Behandlung im nächsten Jahr.“

Teils war aller Anfang schwer

Am Donnerstag, 18. Februar, um 9.00 Uhr starteten die Vorjahressieger Dominik an der Heiden/Werner Neugebauer mit ihrem Opel Kadett C-GTE auf dem Mainzer Domplatz als Erste in die Rallye. Aber nicht jeder kam hier problemlos weg oder über die ersten Kilometer. Der Fiat 124 Abarth von Dirk Lührmann und Sabine Rose-Lührmann streikte mit defektem Zündschloss, der Fehler ließ sich aber beheben, die beiden eilten dem Feld hinterher. Beim Mini von Heinrich Resch und Jürgen Schwarz ließ ein defektes Heizungsventil das Kühlwasser entweichen. Ein Clubkamerad aus Bad Kreuznach brachte das nötige Ersatzteil herbei, so dass sie die Rallye fortsetzen konnten. Der Mini von Reinhard Lambert und Edita Grunwald spuckte Benzin, das ließ sich nicht reparieren. So gingen Lambert und Grundwald am Freitag mit einem Porsche auf die zweite Etappe.

Keine 40 Kilometer nach dem Start kollidierte an einem Abzweig ein Mercedes mit der Lancia Fulvia von Manuel Roth – Heckschaden am Lancia. Beim Mercedes 280 SLC des Kölners Peter Lindemann machten bergab die Bremsen schlapp, was einen Abstecher in eine Werkstatt erforderte. AM BMW 2002 Tii von Christian Köppen und Helge Osterdell versagte das Differenzial, ein Freund machte sich von Velbert aus auf den Weg und lieferte Ersatz an. Trotz eines anfangs muckenden Trip-masters rapportierte Vorjahressieger Dominik an der Heiden keine Probleme am Kadett C-GTE, lag am Ende des ersten Tages aber lediglich auf Rang neun. Es führten Vater und Sohn Theo und Christoph Wellmann im BMW 325 ix mit nur 33 Strafpunkten.

Vom Wetter und den Streckenbedingungen her stellte die erste Etappe keine größeren Anforderungen an die Teilnehmer. Eine halbe Stunde nach dem Start hatte die Sonne den Hochnebel vertrieben und ließ die Weinberge der Rheinebene leuchten. Zur Route gehörte auch die „Toten-kopf-Prüfung“, eine der berühmtesten Strecken der legendären Rallye Vorderpfalz, im Schwarzwald, der mit verschneiten Wäldern aufwartete, waren Höhen bis über 1.200 Meter zu erklimmen.

In schattigen Ecken fahrerische Herausforderungen

Am zweiten Tag musste Vorjahressieger Dominik an der Heiden mit dem Kadett C-GTE die Rallye abbrechen, da in seine Firma eingebrochen worden war. Die Etappe nach Aix-les-Bains hinauf ins Jura brachte nun auch den von vielen Teilnehmern ersehnten Schnee auf den Straßen, 496 Kilometer mit acht Prüfungen standen auf dem Programm. Wiederholt boten Schneereste und Nässe in schattigen Ecken durchaus fahrerische Herausforderungen. Nach der Überquerung der Schweizer Grenze über die alte, sonst für den Verkehr gesperrte Rheinbrücke strahlte im Jura die Sonne, in der französischen Region Franche Comté waren die Straßen dann sogar wieder schneefrei. Kein Teilnehmer rodelte von der Strecke.

Ein zweites Mal wurde aber der Lancia Fulvia von Manuel Roth „getroffen“, nach einem Missverständnis fuhr ihm Peter Caspar-Bours mit seinem Mini an einer Kontrolle in die linke Wagenflanke. Letzterer musste aufgeben, während der Lancia mit eingedrückter Tür die Rallye fortsetzen konnte. Nach reparierter Einspritzung war auch der Lancia Beta Montecarlo AX des Schweizer Ehepaars Marc und Carin Dietrich wieder dabei. In Aix-les-Bains schraubte dann die Skoda-Mannschaft von Jens Herkommer in der Hotel-Tiefgarage bis in die Nacht hinein, um einen Getriebeschaden am 67er Skoda 1000 MB der Tschechen Frantisek Dvorak und Vitezslav Kodym zu beheben.

Derweil sicherten sich Matthias Kahle, schon zweimal Histo-Monte-Sieger, und Bianca Leppert im Skoda 130 RS den Tagessieg und schoben sich im Gesamtklassement einige Plätze weiter nach vorn. Die Führung behaupteten aber weiterhin Theo und Christoph Wellmann in ihrem BMW 325 ix.

Geheime Sollzeitmessungen sorgten für Hektik und Verwirrung

Am dritten Rallyetag führte die Strecke bei strahlender Sonne über den Grand Canyon du Verdon nach Cannes, hohe Berge und tiefste Täler. Kaum hatten aber die 77 verbliebenen Teilnehmer am Morgen Aix-les-Bains über den Col du Granier verlassen, liefen sie auf eine lange Karawane von Skiurlaubern auf und mussten sich durchkämpfen. Darunter litt besonders der seit dem Vortag mit einem waidwunden Ausrücklager der Kupplung laufenden Opel Ascona A von Lars Blunck und Norbert Aschmann. Ersatz ließ sich nicht finden, die beiden halfen sich mit einer Notreparatur durch den Stoßverkehr und den Tag. Am Abend war unklar, ob sie auch das Finale am Sonntag noch schaffen würden.

Kurz vor dem Etappenziel Cannes war für das älteste Auto im Feld, den 53er Fiat 1100 von Herrmann Unold und Jürg Hügli, die Rallye mit Getriebeschaden gelaufen. Auch für den Innocenti Mini von Heinrich Resch und Jürgen Schwiertz war Feierabend, mit Motorproblemen. Zwei geheime Sollzeitmessungen auf den Prüfungen 19 und 20 sorgten für Hektik und Verwirrung. Selbst einige Topteams passierten die Prüfungen nicht ordnungsgemäß. So erwischte es auch die Spitzenreiter Theo und Christoph Wellmann, die auf der 19. Prüfung die auf einem Schotterstreifen aufgebaute Pylonengasse mit Lichtschranken versehentlich ausließen und so auf Platz zwei zurückfielen. Dietmar Gornig und Stephan Hinze setzten sich im Audi Quattro an die Spitze.

Überhitzung – und zu schnell im Ziel

Die finalen 215 Kilometer am 21. Februar führten über den Col de Braus, den Col de Castillon, den Col de Turini und den Col de l’Orme mit seinen zwei Dutzend Spitzkehren. Das Ascona A-Team Blunck/Aschmann wollte das aber dem geschundenen Auto nicht mehr antun und verlebte einen entspannten Tag in Cannes.

Am Col de Turini zeigte der Audi Quattro der Führenden leichte Überhitzungserscheinungen, die aber für das Restprogramm kein größeres Problem mehr darstellten. Nach vier Tagen und 1.655 Kilometern wurden Dietmar Gornig und Stephan Hinze im Hafen von Monte Carlo als Gesamtsieger der Jubiläums-Ausgabe gefeiert. Die Entscheidung um den Sieg und die endgültigen Plätze direkt dahinter war erst auf der vorletzten Prüfung gefallen, wo die in Lauerstellung liegenden Wellmanns mit ihrem BMW 325 ix um 5,6 Sekunden zu schnell im Ziel waren und 56 Strafpunkte kassierten. Die Westfalen wurden gar noch auf den dritten Platz verwiesen, weil Franz und Thomas Roth im Opel Ascona B einen starken Schlussspurt hingelegt hatten. Freudig überrascht war das Gespann Matthias Kahle und Bianca Leppert. Die Beifahrerin des zweimaligen AvD-Histo-Monte-Siegers, eine Journalistin, bestritt im Werks-Skoda 130 RS ihre erste Historische Rallye und landete mit dem deutschen Rallye-Rekordmeister auf dem vierten Gesamtrang. Die „Sanduhrklasse“ gewannen die Routiniers Dr. Ernst Schröder und Willy Potjans im Porsche 356. Letztlich wurden 73 von 80 gestarteten Teams gewertet, das war eine relativ gute Quote.