FIA HTP WIE SIE SEIN SOLLTEN: Porsche 911

Jürgen Barth, seit elf Jahren Mitglied der FIA Historische Kommission, zum FIA HTP
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Der Porsche 911

Porsche 911: Jürgen Barth
Jürgen Barth
Bei dem Porsche 911 gab es einen großen Schritt mit der neuen Homologation 3025 nach vorn – der 911 S jetzt mit einem 2,2-Liter-Motor ausgerüstet, der 180 PS in der Serien-Ausführung leistend. Dieser weiterentwickelte Motor des 2,0-Liter-Triebwerks mit seiner Mechanischen Bosch Einspritzung war wirklich das Optimale, was es zu dieser Zeit für den Sportfahrer gab, als Gruppe-3-Fahrzeug mit der Homologation 3025 bei der FIA am 1. April 1970 homologiert. Der 911 S 2,2 wurde auch von der Sportabteilung optimiert, und es gab eine Ausführung 911 ST, die direkt von Porsche oder aber auch über Porsche-Händler zu kaufen war.

WAS STECKTE HINTER DER BEZEICHNUNG 911 ST ?

Ganz einfach – da das 911 T Coupé einfacher ausgestattet war als der 911 S und auch weniger Dämmung besaß, wurde einfach in das 911 T Coupé die 911 S-Technik eingebaut. Zusätzlich wurden viele Teile schon in der Serie weggelassen wie beispielsweise die hinteren Stosstangenhörner oder die Gummileisten an der vorderen und hinteren Stoßstange. Und damit kam man mit diesen 911 ST auf ein Gewicht von nur noch 960 Kilogramm. Von diesem Porsche 911 ST Modell gab es in 1970 und 1971 insgesamt 16 Werkswagen, die meistens bei der Rallye-WM eingesetzt wurden. Porsche holte damals den Titel Rallye-Weltmeister bei den GT-Fahrzeugen, und das mit Fahrern wie Larrousse, Waldegaard, Toivonen, Andersson und Zasada. Zu diesen Ausführungen wurden zusätzlich noch folgende Teile für die Verwendung in der Gruppe 4 homologiert:


• Verschiedene Distanzringe
• Verschiedene Tanks bis 110 Liter
• Kunststoff-Kotflügel mit Verbreiterung
• Leichtmetall Türen
• Stoßstangen vorn und hinten aus Kunststoff
• Seiten und Heckscheibe aus Plexiglas
• Eine Doppelzündung für den Motor
• Kipphebel ohne Einstellschraube
• Ein vereinfachtes Armaturenbrett
• Steinschlagschutz vorn und hinten und eine zusätzliche Ölpumpe für das Getriebe


So und jetzt kommt das Problem: Was viele Historische 911-Fahrer oft nicht verstehen, ist, dass mit dem Homologations-Nachtrag 3/1E vom November 1971 viele dieser Leichtbauteile gestrichen wurden. Also hier gilt es, sich im Homologationsblatt schlau zu machen, was noch homologiert ist bei der Verwendung der Homologation 3025.

Was alles noch ein bisschen mehr kompliziert macht, ist Folgendes: Für die Tour de France 1970 wurde ein sehr spezielles Auto aus diesen 16 Werkswagen zusätzlich umgebaut. Denn wie schon bei dem Porsche 911 R, konnte man bei der Tour de France auch mit Prototypen an den Start gehen. So musste Gérard Larrousse bei der Tour de France gleich gegen zwei Matra 650-Sportwagen antreten. Also wurde sein 911 ST so extrem von uns umgebaut (wir hatten eine Wette mit Gérard Larrousse laufen, dass wir für jedes Kilogramm unter 800 Kilogramm eine Flasche Champagner erhielten), dass wir es auf zehn Flaschen schafften. Dass er mit einem 911, der nur noch 790 Kilogramm wog und einem Motor, der auf 2.395 ccm aufgebohrt wurde und satte 260 PS leistete, gut fahren konnte, brauche ich, glaube ich, nicht zu erzählen.

Und hier sind wir wieder beim Thema, was war damals in der Gruppe 4 erlaubt, und was war nicht erlaubt.