AvD-Oldtimer-Grand Prix: Nachtrennen

Eine „ewige“ Tradition beim AvD-Oldtimer-Grand Prix Nürburgring ist auch das „Nachtrennen“ für Rennsportwagen und Granturismos bis 1960/61 am Samstagabend.
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Nachtrennen: Nürburgring, 10. bis 12. August 2018

Mit dem 46. AvD-Oldtimer-Grand Prix Nürburgring kam auch das Rennprogramm dieser, seit 1973 mit großem Abstand traditionsreichsten Rennveranstaltung im Historischen Motorsport in Deutschland im 21. Jahrhundert an. Das verdankten die Organisatoren ihrer langjährigen Kooperation mit dem britischen Rennserien-Veranstalter „Masters Historic Racing“, der nun auch in der Eifel seine 2017 neu eingeführte, zusätzliche Serie „Masters Endurance Legends“ für Rennsportwagen und Granturismos aus den Jahren 1995 bis 2012 zum Zuge kommen ließ, wie sie bei den 24h Le Mans und allen bedeutenden Langstrecken-Championaten in jenen Jahren eingesetzt wurden – wie „historisch“ das größerenteils im Hinblick auf die jeweilige Rennwagen-Technologie auch immer sein mag. Dessen ungeachtet bot der „OGP“ 2018 dadurch in Rennen, Gleichmäßigkeitsläufen und Demofahrten Rennwagen und Rallyefahrzeuge „quicklebendig“ aus jetzt rund zehn Jahrzehnten, und da gibt es im europäischen Vergleich kaum noch andere Veranstaltungen, wo das auch der Fall ist. Nach Veranstalterangaben kamen knapp 51.000 Zuschauer. Im Fahrerlager war auch seitens der Besucher schon richtig Bewegung, und je nachdem, welche Kategorie gerade auf der Strecke fuhr, waren auch etliche Tribünen dichter bevölkert.

Das ist schon jedes Mal so, wenn die historischen Formel-1-Rennwagen (1966 bis 1985) zu ihren Rennläufen für die „FIA Masters Historic Formula One Championship“ antreten. Dabei hatte der Pole-Setter, der Brite Nick Padmore in seinem Williams FW 07/C (1.35,879 Minuten, Schnitt 174,144 km/h), zudem Champion hier 2015 und 2016, keine Probleme, den ersten Rennlauf mit stetig wachsendem Vorsprung von letztlich 15,2 Sekunden vor Landsmann Martin Stretton im Tyrrell 012 (Epochenklassen-Sieger „Niki Lauda“) zu gewinnen, Dritter Gesamt wurde weitere 13 Sekunden zurück der Belgier Christophe d’Ansembourg in einem weiteren Williams FW 07/C vor dem Spanier Joaquin Floch-Rusinol (Brabham BT 49) sowie den Briten Steve Brooks (Lotus 81) und Max Smith-Hillard (Fittipaldi F 5 A und Epochenklassen-Sieger „Emerson Fittipaldi“). Deutlich enger ging es im zweiten Durchgang zu, in dem sich Gesamtsieger Stretton nur 2,3 Sekunden vor der Dreiergruppe d’Ansembourg, Padmore und Folch-Rusinol innerhalb von nur 1,4 Sekunden ins Ziel rettete. Steve Hartley (Arrows A4) und Steve Brooks belegten die nächsten Plätze im Gesamtklassement vor dem erneuten Epochenklassen-Sieger Smith-Hillard. Eine wieder einmal sehr ansprechende Leistung zeigte der einzige Deutsche im Feld, Alexander Furiani im 78er Surtees TS 20, der in beiden Läufen Dritter in der Epochenklasse „Emerson Fittipaldi“ wurde und dabei in seiner schnellsten Rennrunde seine Qualifying-Zeit noch um 2,2 Sekunden unterbot.

Hingegen waren sogar acht Deutsche bei den historischen Grand Prix-Wagen bis 1965 am Start (Historic Grand Prix Cars Association/HGPCA, zehn verschiedene Epochenklassen am Nürburgring) – Max Blees/Brabham BT 7 A, Wulf Goetze/Cooper T 53, Dr. Klaus Lehr/Maserati 250 F, Josef Otto Rettenmaier/Maserati 6C/34, Helmut Gassmann/Connaught B4, Alex Birkenstock/Ferrari Dino, Albert Streminski/BRM P 25 und Stephan Rettenmaier/Alfa Romeo P3, aufgezählt in der Reihenfolge ihrer Startplätze im Gesamt nach dem Qualifying.
Die Schnellsten in diesem imposanten 35 Wagen-Feld waren die Briten William Nuthall/Cooper T 53 (2.00,022 Minuten, Schnitt 139,11 km/h) und Peter Horsman/Lotus 18/21 (2.00,127) sowie der Spanier Joaquin Folch-Rusinol/Lotus 16 (2.00,439). Max Blees (2.04,659) war Achter Gesamt und nicht so ganz zufrieden. „Ich komme hier nicht wirklich auf einen grünen Zweig, obwohl ich Reifen fahre, die nur ein Jahr alt sind, wenn sie zwei bis drei Jahre alt sind, bauen sie schon nach fünf, sechs Runden ab“, bekundete er nach dem Qualifying. „Aber die, die direkt hinter mir stehen, sind auch alle keine ‚Nasenbohrer‘, fünf, sechs Autos liegen innerhalb einer Sekunde…“ Der erste Rennlauf lebte an der Spitze vom harten Duell Nuthall/Horsman, in der elften von 13 Runden erzwang Letzterer den Führungswechsel und siegte mit hauchdünnen 0,3 Vorsprung. Dritter Gesamt wurde Rod Jolley/Cooper T 45/51 vor John Chisholm/Lotus 18, Sidney Hoole/Cooper T 66 und Max Blees, Zweiter in seiner Epochenklasse und in seiner schnellsten Rennrunde 2,4 Sekunden schneller als im Qualifying. „Einmal bin ich in der ‚NGK-Schikane‘ kurzentschlossen lieber geradeaus gefahren“, meldete er. „Die Strecke wurde schon rutschiger, je mehr Gummiabrieb vorhanden war, was normalerweise hilft, aber die alten Reifen mögen das nicht so.“ Dr. Klaus Lehr/Maserati 250 F und Josef Otto Rettenmaier/Maserati 6C/34 gewannen ihre Epochenklassen. Peter Horsman siegte auch im zweiten Rennlauf Gesamt mit knapp fünf Sekunden Vorsprung vor Rod Jolley und Joaquin Folch-Rusinol/Lotus 16, 45,4 Sekunden zurück. Max Blees schied auf Platz drei Gesamt nach acht Runden mit defektem Kühlerbehälter aus. Zu den Epochenklassen-Siegern zählten wieder Josef Otto Rettenmaier und diesmal auch Alex Birkenstock/Ferrari Dino. Wulf Goetze/Cooper T 53 wurde Epochenklassen-Zweiter auf hervorragendem siebtem Platz Gesamt.

Beide Rennläufe zur FIA Lurani Trophy für historische Formel Junior-Rennwagen gewann im Gesamt der Trainingsschnellste (2.01,543 Minuten, Schnitt 137,374 km/h), der Schotte Mark Shaw im Brabham BT 6 jeweils vor dem Schweizer Bruno Weibel im Lotus 22. Auf den nächsten beiden Rängen Gesamt tauschten der Brite Richard Smeeton/Wainer 63 und der Italiener Bruno Ferrari/Branca FJ von einem zum anderen Lauf die Plätze. Bereits zum fünften Mal in Folge organisierte die HRA das Rennen für historische Formel-3-Rennwagen 1964 bis 1984, gleichzeitig sechster Lauf zur „Trofeo Novamotor“ und inzwischen auch eine Attraktion beim „OGP“. Beide Rennläufe hier gewann wie im Vorjahr der junge Däne Christian Olsen im Martini MK 39-Alfa Romeo. Jeweils Zweiter wurde der amtierende „Trofeo Novamotor“-Champion, der Saarländer Thomas Warken im Ralt RT 3/84-Alfa Romeo, im ersten Durchgang vor dem Briten Robert Moores/Chevron B 38-Toyota, im zweiten vor dem Trainingsschnellsten, dem Franzosen Frederic Rouviers/Martini MK 31-Toyota (1.49,788 Minuten, Schnitt 152,082 km/h).

Die Pole-Setter, Leo Voyazides/Simon Hadfield im Lola T 70 MK III B (1.47,318 Minuten, Schnitt 155,582 km/h), triumphierten im Lauf zur „FIA Masters Historic Sports Cars Championship“ über 30 Runden im Gesamtklassement, 12,3 Sekunden vor dem Epochenklassen-Sieger „Marko“, dem Schweizer Michael Gans im Lola T 290, und 28,3 Sekunden vor dem Briten Jason Wright in einem weiteren Lola T 70 Mk III B. Auf den Rängen vier bis sechs Gesamt liefen mit dem Schweizer Felix Haas im Lola T 210 und den deutschen Fahrern Frank Jacob sowie Nick Salewsky/Bernd Langewiesche (beide Teams auf Lola T 212) die Nächstplatzierten in der Epochenklasse „Marko“ hinter Michael Gans ein. Wie im Vorjahr dominierten CURBS-Redakteur Marco Werner und Ulrich Schumacher das „Nachtrennen“ am Samstagabend sowie den Lauf am Sonntag für zweisitzige Rennsportwagen und Granturismos bis 1960/61 in den Gesamtklassements mit ihrem Maserati Tipo 63, jeweils wieder vor dem Schweizer Michael Gans, diesmal im Lotus XV. Dritter Gesamt in Durchgang eins wurde der Schweizer Markus Jörg im Lotus XI, in Durchgang zwei der Deutsche Wolfgang Friedrichs mit dem Briten Simon Hadfield im GT-Aston Martin DB 4 GT. Zu den zweifachen Epochenklassen-Siegern neben Werner/Schumacher und Gans zählten auch der Schweizer Felix Haas im Lola Mk I, jeweils auf Rang vier Gesamt, der Deutsche Christopher Stahl im Lister-Jaguar „Knobbly“, jeweils Fünfter Gesamt, Friedrichs/Hadfield, der Deutsche Rüdiger Friedrichs im Jaguar C-Type und der Österreicher Egon Hofer im Cooper Monaco.

Keine Probleme hatte der Trainingsschnellste, Peter Mücke im Zakspeed-Capri turbo Gr. 5 (1.45,07 Minuten, Schnitt 158,976 km/h), beide Rennläufe zum „Revival Deutsche Rennsportmeisterschaft“ im Gesamt klar zu gewinnen, zumal sein potenzieller Hauptkonkurrent hier, Wolfgang Kaufmann im Kremer-Porsche 935 K3, seit dem Qualifying mit technischen Problemen haderte, unter anderem mit Ladedruck-Verlusten. Mücke schlug den Schweizer Michael Kammermann im BMW M1 Procar im ersten Durchgang mit rund 14, im zweiten gar mit rund 50 Sekunden Vorsprung. Die letzten Podiumsplätze Gesamt errangen jeweils Achim Heinrich/BMW M1 Procar beziehungsweise Urs Beck Porsche 935 K3. Zwei ausgezeichnete Rennläufe fuhr auch Kremer-Inhaber Eberhard Baunach, der seinen Dreiliter-Porsche Carrera RS im ersten Durchgang von Startplatz 15 kommend auf Rang sieben Gesamt und im zweiten auf Rang zehn brachte, wobei er jeweils Dritter seiner Epochenklasse wurde. „Zwei-, dreimal bekam ich den fünften Gang nicht eingelegt,“ erzählte er nach dem ersten Lauf, „auch verlor ich Getriebeöl, aber der Motor lief sehr sauber.“ Ebenfalls eine klare Beute des Trainingsschnellsten, Stefan Rupp im Alfa Romeo 155 V6 ti, wurde das „Touren-wagen Classics“-Rennen, in dem er Thorsten Stadler (Mercedes AMG C-Klasse), Alexander Schmidt (Renault Laguna, Epochenklassen-Sieger), Max Huber (Audi 80 Competition), Yannick Trautwein (BMW E 36 STW) und Jochen Krumbach (BMW E30 M3 DTM, Epochenklassen-Sieger) auf die nächsten Plätze Gesamt verwies.

Der Frankfurter Timo Scheibner, vor Jahren noch mit einem Ex-Interserie-Lola T 222 und einem Formel-1-Ligier JS 21-Ford hier erfolgreich unterwegs und zwischenzeitlich auf moderne Rennwagen wie einen BMW Z4 in der DMV GTC umgestiegen, kehrte beim „OGP“ mit seiner originalen Oreca Viper GTS-R, die auch bei den 24h Spa 2003 lief, in den Historischen Motorsport zurück – die neue Rennserie „Masters Endurance Legends“ machte es möglich. „Eigentlich gab der Hinweis Alexander Lienaus, der hier auch schon mit seinem Aston Martin startete, den Anstoß dazu“, erklärte Scheibner, der die Viper zuletzt 2015 in der STT fuhr. „Sie stand jetzt drei Jahre, und wir hatten schon überlegt, ob wir einfach irgendwo einmal Testen fahren würden, denn vom Stehen werden die Autos nicht besser.“ Sein langjähriger technischer Betreuer Wolfgang Pohl erklärte die Vorbereitungen: „Wir haben alle sicherheitsrelevanten Teile erneuert, Feuerlöscher, Gurte, Sitz, Tank, Materialprüfungen und Rissprüfungen am Fahrwerk vorgenommen sowie alle Öle erneuert.“ Das Auto lief am Nürburgring dann auf Anhieb einwandfrei. Scheibner war im Qualifying in der GT-Kategorie Zweitschnellster hinter Landsmann Dominik Roschmann im Aston Martin DBR 9, ebenso im ersten Rennlauf, und im zweiten gewann er die Kategorie als letzter verbliebener von ehemals vier GT-Piloten. Gesamtsieger in Rennlauf eins wurde der Brite Steve Tandy im Lola B12/60 und in Rennlauf zwei der Belgier Christophe d’Ansembourg im Lola Aston DBR 1-2. „Schade,“ meinte Scheibner noch, „dass so wenig GT-Fahrzeuge am Start waren.“